Wünschen ist erlaubt, das steht außer Frage. Auch der Wunsch nach einem brandneuen Spaßbad in Bonn ist zunächst einmal legitim, nicht wenige in Bonn hielten die Idee für reizvoll. Eine Mehrheit der Bonnerinnen und Bonner hat im Bürgerentscheid die Planung für das sogenannte „Wasserlandbad“ in Dottendorf jetzt gestoppt. Wir finden: Es war eine gute Entscheidung.
Fest steht damit zunächst allerdings nur, dass dieser Bad-Neubau nicht kommen wird. Einen Beschluss für den Umgang mit den Bonner Bestandsbädern gibt es nicht, Oberbürgermeister Ashok Sridharan sagt dann auch, für Bonn sei das nun eine „schwierige Situation“. Aber ist nicht ganz klar, was jetzt passieren muss? Auch wenn das nicht das Thema des Bürgerentscheids war: De facto ist der Ausgang ein Votum für vier Hallenbäder in Bonn, je eines pro Stadtbezirk. Deswegen müssen diese öffentlichen Einrichtungen jetzt zügig saniert, barrierefrei gemacht und aufgewertet werden.
Denn eine Festlegung auf den Status Quo war der Bürgerentscheid keineswegs. Das denkmalgeschütze Frankenbad hat noch großes Potential. Es spricht nichts gegen behutsame Erweiterungen, viele Räume im Gebäude stehen leer und der Gartenhof wartet schon lange darauf, wieder aktiviert zu werden. Erinnert sich eigentlich auch noch jemand, wie es im jetzt schon seit zwei Jahren geschlossenen Kurfürstenbad aussah? In die Schwimmhalle gelangte man über eine elegante Empore, an einem Brunnen gab es kostenloses Heilwasser, seine Bahnen zog man mit Blick auf das charmante Wandbild des Godesberger Künstlers Paul Magar. Das alles sollte jetzt wiederentdeckt werden, ein Kinderbecken und eine Gastronomie könnten dieses Angebot problemlos ergänzen – fertig wäre das „Neue Kurfürstenbad„.
Der Blick und die Kreativität, die man für dieses Vorgehen braucht, sind heute mehr und mehr gefragt. Schon vor einigen Jahren haben die französischen Architekten Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal mit ihrer Idee für die Neugestaltung eines Platzes in Bordeaux Aufsehen erregt. Statt tatsächlich alles neu zu machen empfahlen sie, die Bausumme in die regelmäßige Pflege des Ortes und kleine Anpassungsmaßnahmen zu investieren, was dann auch geschah. Auch wenn wir als Werkstatt Baukultur überhaupt nichts gegen zeitgenössische Architektur haben kommt das unserer Vorstellung von „Baukultur“ schon sehr nahe. Wir nennen das „Putzen und Benutzen“.
Vielleicht gibt es, nachdem der intensiv ausgetragene „Wahlkampf“ für den Bürgerentscheid vorbei ist, jetzt auch wieder mehr Zeit für andere Themen. Was ist eigentlich mit der Halle des Viktoriabades samt dem beeindruckenden Kunstharzfenster? Ist die nicht schon viel zu lange ungenutzt und verdient es das inzwischen denkmalgeschützte Farbkunstwerk nicht, endlich zu einer Attraktion gemacht zu werden? Und muss nicht auch die Stadthalle Bad Godesberg denkmalgerecht fit für die kommenden Jahre gemacht werden? Uns macht das „Ja“ im Bürgerentscheid jedenfalls Lust auf mehr. Wenn es jetzt in dieser Richtung weitergeht, dann wird der 4. August 2018 in Zukunft tatsächlich ein denkwürdiger Tag sein.