
„Guter Rat ist teuer“ titelt gerade das Bonner Stadtmagazin „Schnüss“: Die Kommunalwahl steht vor der Tür und bei der Frage, wo man sein Kreuz macht, spielen für die Wahlberechtigten in Bonn ganz unterschiedliche Themen eine Rolle.
Uns liegt seit dem Beginn unserer Arbeit im Jahr 2011 der Denkmalschutz am Herzen, die Architektur der Nachkriegsmoderne sowie eine nachhaltige Stadtentwicklung, die den Baubestand kreativ weiterentwickelt („Putzen und Benutzen“), anstatt auf Abriss und Neubau zu setzen. Deshalb waren wir erfreut, im Kommunalwahlprogramm der Partei Die Linke folgende Punkte zu finden.
- „Der Denkmalschutz ist umfassend zu beachten und auch denkmalwerte Gebäude der 1960er bis 1980er Jahre sind verstärkt unter Schutz zu stellen. Auch unabhängig vom Denkmalschutz ist bei Um- und Neubauten insbesondere in den gewachsenen Ortszentren und Siedlungen das Gestaltungsbild zu berücksichtigen. Die Sanierung von Gebäuden soll grundsätzlich Vorrang vor dem Abriss und Neubau haben.“
- „Das Stadthaus soll saniert und als innenstadtnahes Verwaltungsangebot erhalten werden. Durch den Rückbau der Parkflächen und Nutzung von Freiflächen kann eine Straßenrandbebauung entlang der Maxstraße/Weiherstraße entstehen, sofern der Platz an der Straßenecke erhalten und auch sozialer Wohnraum geschaffen wird.“
- „Sofortige Sanierung des Frankenbads als Schwimmbad.“
- „Sanierung der Oper im Bestand bei mindestens konstanter städtischer Betriebsförderung.“ (Quelle: Kommunalwahlprogramm Die Linke)
In den Wahlprogrammen von CDU, SPD, Grünen und FDP wird der Denkmalschutz dagegen nicht eigens erwähnt. Leider berücksichtigen auch die Grünen nicht den ökologischen Mehrwert von Bestandserhalt und Umbau, der in der Fachdiskussion zurzeit eine so große Rolle spielt („Hinterfragt Abriss kritisch“, fordert etwa die Klimainitiative Architects for Future). Die FDP artikuliert dagegen an verschiedenen Stellen ihres Programms eine Skepsis gegenüber Investitionen in den Baubestand. CDU und SPD treten außerdem ausdrücklich für einen Abriss und Neubau des Bonner Stadthauses ein – wenig schlüssig für eine Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, wie wir meinen.

Keine Rolle spielt in den Programmen der genannten Parteien die Zukunft der Stadthalle Bad Godesberg. Ashok Sridharan, der für die CDU erneut als Oberbürgermeisterkandidat antritt, positionierte sich jedoch in einem Interview eindeutig: „Wir müssen eben jetzt prüfen, weil die Stadthalle ja unter Denkmalschutz steht, müssen oder können wir alles abreißen oder müssen wir einzelne Teile stehen lassen. Meine Tendenz geht dahin: Komplettabriss und Neubau, weil das natürlich auch wirtschaftlich am sinnvollsten ist.“ (Quelle: Interview mit bonn.fm)
Dagegen spricht sich der Bürger Bund Bonn dafür aus, Bauten der Bonner Republik (wie die Stadthalle) besser zu erhalten und auch touristisch zu vermarkten. Dafür wird eine Aufwertung des „Wegs der Demokratie“ angeregt und zum Beispiel die Aufnahme der HICOG-Siedlungen in diese Route vorgeschlagen. Die Partei weist außerdem darauf hin, dass in Bonn „mehr als 100.000m²“ Büroflächen leer stünden, aber dennoch weitere Büroflächen gebaut würden.
(Quelle: „Bonn-Agenda“ des BBB)
Wir können also gespannt sein, wie es nach der Wahl mit der Baukultur in Bonn weitergehen wird.